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Was ist aus all den Champions der ersten digitalen Welle geworden?

Diese Frage habe ich mir bei der Vorbereitung für meinen Vortrag zum Startup Camp Berlin gestellt.

Wir hatten in Deutschland mal Unternehmen, die ganz vorne bei der Digitalisierung dabei waren. Web.de als Portal oder gmx als Mailprovider, 1&1 als Hoster. Auch war die Deutsche Telekom mit t-online.de mal gross bei privaten Email-Adressen. Auch Xing war mal früh dabei.

In der Schweiz sieht es ähnlich aus. Bluewin, das Portal und Email-Provider der Swisscom, war früh dabei und gut. Search.ch war besser als Google, wenn es um die Einbindung von Karten ging. Maps24 war das Kartenportal, was mir gezeigt hat, wie cool und gut Online Routenplanung war. Seit Search.ch von einem grossen Medienhaus übernommen wurde, passiert gar nichts mehr.

Nur was ist aus all diesen ursprünglich tollen Ideen geworden?

Scheinbar ist es wichtiger aus diesen Unternehmen schon früh Cash herauszuziehen anstatt sie als Wachstumsfall zu betrachten.

Der Unternehmensgeist, der in diesen ehemaligen Champions steckt, ist einfach nicht auf Weiterentwicklung ausgerichtet, sondern allein auf die Optimierung der ersten Idee. Was für ein Trauerspiel, dieser Unternehmensgeist, diese Haltung.

Sehen wir nicht weiter? Können wir es nicht oder wollen wir es nicht?

Alles waren gute Dienste, teils sehr gute. Aber leider ist die eMail einfach eine Email geblieben. Scheinbar waren die Anbieter zufrieden, was sie einmal gebaut haben. Sie haben ein gute eMail gebaut, aber dann sind sie stehen geblieben.

Haben die deutschen Anbieter nicht gesehen,

dass die Vernetzung von Mail, Suchmaschine, Karten und Kalender ein grosses Ding sein könnte? Google hat es mal wieder gemacht und heute gibt es wenig Gründe – ausser Nostalgie – die früheren Champions zu verwenden. Sie sind einfach stehen geblieben. Wie Yahoo! Sehr sehr schade und erschreckend.

Und wieder zeigen uns die Amerikaner, wie man aus einer ursprünglichen Idee sein Geschäftsmodell radikal weiterentwickeln kann und so seine Wettbewerber vor sich hertreiben kann.

Google: Von der Suchmaschine zur Findemaschine

Google fing als Algorithmus an, dann übernahm Google die Suchaufgabe auf Portalen wie Yahoo bis es selbst zur dominanten Suchmaschine wurde, die eben gleichzeitig mit Adwords wieder Relevanz in die Werbung zurückbrachte.

Aber Google ruht sich nicht aus. Sie stiegen in Maps, in Mail, Kalender und Betriebssysteme für Smartphones ein. Nicht nur für Konsumenten, sondern auch für Geschäftskunden. Wenige haben anfänglich verstanden, warum sie das machten, insbesondere da das Ertragmodell kurzfristig nicht klar war.

Sie boten nicht nur gute Karten an, sondern hatten eine klare, viel weitergehende Vision. Mit den gewonnen Daten will Google eine Findemaschine werden, denn der Kunde möchte eigentlich nicht suchen, sondern Informationen finden.

Google bleibt nicht stehen. Web.de seit Jahrzehnten leider ja. Oder gmx oder, oder.. Seit Jahren habe ich mal wieder gmx.de besucht und sie wollen mir immer noch einen anderen Browser unterschieben. Mein Gott. Das ist so 2000!

Amazon: Vom Buchhändler zum grössten Cloudservice-Anbieter

Während Verlage und Buchhändler immer noch nicht verstehen, warum auch Autoren Amazon lieben ist, ist Amazon schon Lichtjahre weiter. Sie sind das grösste Warenhaus der Welt. Sie stellen anderen Händlern ihre Kunden zur Verfügung. Unsere Versandhändler haben lange gebraucht, um die Brillianz dieser Entscheidung zu verstehen und Amazon ist schon wieder weiter. Sie sind mit Amazon Web Services (AWS) das grösste Geschenk für Startups, die schnell eine hochskalierbare IT-Infrastruktur aufbauen wollen.

Während die Deutsche Telekom wahrscheinlich immer noch über Datenschutz nachdenkt, skalieren Startups wie Dropbox von Null auf Hundert innert kürzester Zeit via AWS.

Sehr, sehr schade! Ich werde richtig melancholisch bei all den verpassten Chancen.

Mich macht insbesondere traurig, dass wir in Europa so wenig Verständnis haben, was die digitale Ökonomie ist und was noch kommen wir. Und deshalb bin ich auch skeptisch, was da kommen mag. Leider!

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